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Das Kind in Mama: Wie erwachsen müssen Eltern eigentlich werden?

Als ich 6 Jahre alt und noch sehr weit entfernt von erwachsen war, gab es in meinem Leben einen magischen Moment. Ich habe ihn bis heute nicht vergessen: Es war der 24. Dezember und natürlich wartete ich sehnsüchtig auf den Weihnachtsmann. Der kam zwar nicht, aber dafür klingelte es an der Wohnungstür. Ich rannte los, riss die Tür auf und da stand er: Ein Sack voller Geschenke!

Ha, dachte ich mir, dich krieg ich! Ich flitzte also durchs Treppenhaus zur Haustür und spähte hinaus: Nichts zu sehen. Also ab nach oben, vier Etagen im Schweinsgalopp, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Was fand ich? Nichts und niemanden. Da stand kein Nachbar mit ertapptem Gesicht, kein Freund meiner Eltern hatte sich hinter der Dachstiege versteckt.

Zauber der Kindheit

Ich war ratlos – und bin es bis heute. Tatsächlich habe ich auch 36 Jahre später nicht den leisesten Schimmer, wie mein Geschenkesack vor unsere Haustür gekommen ist. Als ich das vor kurzem meiner Mutter sagte, schmunzelte sie nur und fragte mich, ob sie das Rätsel nun für mich auflösen sollte. Ich überlegte kurz und verneinte dann. Diese Erinnerung an eine für mich zauberhafte Begebenheit meiner Kindheit wollte ich mir nicht durch eine rationale Erklärung kaputt machen lassen.

Ich spüre es ganz oft: Das kleine Mädchen von damals ist immer noch da. Ganz tief in mir verwurzelt hat es die Jahre überdauert, dabei viel erlebt und ist selber Mutter geworden. Von außen betrachtet bin ich erwachsen geworden, wie sollte es nach vier Lebensjahrzehnten und vier Kindern auch anders sein. Und natürlich wohnt in mir auch ein reiferer Geist, als das mit 6 Jahren der Fall war.

Trotzdem ist mir der Funke meiner Kindheit nie verloren gegangen und dafür bin ich sehr dankbar. Ich liebe es, meinem inneren Kind Raum zu geben, auch wenn das für mein Umfeld manchmal etwas skurril anmuten mag. So habe ich beim Weihnachtskugelkauf im Hochsommer bereits viele verständnislose Blicke geerntet und mir belustigte Kommentare anhören können. Mir egal, wenn ich irgendwo auf der Welt etwas Schönes für Weihnachten sehe, dann kaufe ich es – egal, ob Juli oder November!

Mama sein – Kind bleiben

Auch meine regelmäßigen Besuche im Disneyland Paris sind für einige Freundinnen nur schwer nachvollziehbar. Ob ich nicht lieber die Zeit beim Shoppen in der französischen Hauptstadt verbringen möchte? Nö, möchte ich nicht. Dafür habe ich ja den Kurfürstendamm vor der Haustür. Ich möchte ins Fantasyland, wo Peter Pan fliegt und Schneewittchen giftige Äpfel isst. Ich will versuchen, endlich Arthurs Schwert aus dem Stein zu ziehen und mir bei strömendem Regen die Weihnachtsparade ansehen. Und dabei übers ganze Gesicht vor Freude strahlen.

Ich bin Mama – und ich bin Kind. Beides ein Leben lang und von ganzem Herzen. Erwachsen sein bedeutet ja nicht zwangsläufig, dass man seine Vergangenheit hinter sich lassen muss. Meine Kindheit hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin, wofür ich meinen Eltern ewig dankbar sein werde. Ich hoffe, dass ich noch mit 80 Jahren mit glitzernden Augen unterm Weihnachtsbaum sitzen und mit meinen Enkeln Geschenke auspacken kann. Die will ich dann nämlich immer noch haben – so viel Kind muss sein!

Wie sieht das bei euch aus: Lasst ihr eurem inneren Kind auch mal freien Lauf, oder habt ihr den Anschluss an euer früheres Ich verloren? Ich freue mich über eure Kommentare!

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