Das Simple Past ist wichtig. Es ist wirklich wichtig und darum habe ich mir für diese Englischstunde in meiner Schule etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Den wohldurchdachten Inhalt von 45 Minuten Unterrichtszeit habe ich schülergerecht aufbereitet und selbstverständlich differenziert, damit mein Input auch wirklich die Köpfe meiner 26 Fünftklässler erreicht.
Es könnte alles so schön sein. Wenn da nicht diese Jungs wären! Sie scheren sich ganz offensichtlich nicht um meine Erklärungen. Stattdessen machen sie Quatsch, puffen ihrem Sitznachbarn in die Seite oder krakeln das Deckblatt ihres Arbeitsheftes voll. Gespannt zuhören tun sie meines Erachtens nach nicht.
Meine mühevolle und zeitintensive Unterrichtsvorbereitung wird von ihnen anscheinend nicht gewürdigt und ich merke, wie in mir langsam die Wut hochsteigt. Meine mahnenden Blicke ignorieren sie, oder nehmen sie vielleicht wirklich nicht wahr. In dem von mir gewünschten Sinne, nämlich mit einer Verhaltensänderung, reagieren sie erst, als mir schließlich lautstark der Kragen platzt.
Nun habe ich endlich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, doch die Leichtigkeit der Stunde ist verflogen. Ärgerlich, denke ich mir, da hätte ich mir die Arbeit auch sparen können.
Lehrerperspektive vs. Elternsicht
Szenenwechsel. Ich sitze beim Elternabend meines eigenen Fünftklässlers und lausche mit großen Ohren. Schon seit längerem gärt ein Konflikt zwischen Mädchen und Jungen, so wird es zumindest von der Klassenlehrerin kommuniziert. Die Rollen scheinen dabei klar verteilt zu sein: Die Jungen sind die Bösen, die Mädchen sind die Opfer.
Unsere Söhne würden mit Ausdrücken um sich werfen, die Mädchen in der Toilette einsperren und sie bei jeder Hofpause so drangsalieren, dass ihnen nur der Weg zur Lehrkraft bleibt. Eine Kommunikation mit den Mitschülern auf Augenhöhe sei schlichtweg nicht möglich. Und überhaupt, so ergänzt, die Lehrerin, hätte es in letzter Zeit häufig Beschwerden von Fachlehrern über die Jungen in der Klasse gegeben.
Nanu, denke ich mir da als Mutter, kann das wirklich so einseitig sein? Unlängst hatte mein Sohn mir berichtet, dass eine Mitschülerin ihn den ganzen Schultag lang mit „Nackenklatschern“ drangsaliert hätte. Obwohl er das Mädchen mehrfach darum gebeten hatte, hörte sie nicht auf ihn während der Pausen zu verfolgen.
Meine diesbezügliche Nachfrage bringt die Lehrerin ein wenig aus dem Konzept. Nein, nein, antwortet sie, natürlich sind nicht alle Jungen damit gemeint. Und natürlich seien die Mädchen häufig auch schuld an den Konflikten, über die sie sich anschließend beschwerten. Man dürfe das nicht so einseitig sehen.
Richtig, das darf man wirklich nicht
Es sind nicht einfach DIE Jungs, die stören. Genau so wenig, wie DIE Mädchen immer dem Unterricht folgen und sich völlig regelkonform verhalten. Der Unterschied ist, dass Jungen in der Regel in ihrem Verhalten mehr auffallen. Sie sind lauter und ungestümer als Mädchen. Sie testen ihre körperlichen Kräfte aus und werden daher im schulischen Umfeld häufig als „störend“ empfunden.
Dabei kann es bei dieser Diskussion nicht um eine Verallgemeinerung der Geschlechter gehen. Es gibt leise und zurückhaltende Jungen ebenso wie lautstarke Mädchen, die sich in einer eher dominanten Rolle wohlfühlen. Diese Differenzierung ist wichtig, um nicht den individuellen Blick auf jeden einzelnen Schüler zu verlieren.
Mädchen gelingt es eher, unter dem Lehrer-Radar zu fliegen. Natürlich testen auch sie ihre Grenzen aus und verletzen ihre Mitschülerinnen ebenso verbal, wie einige Jungen das tun. Doch ihre Art und Weise ist subtiler und fällt im stürmischen Schulalltag schlichtweg nicht so auf, wie zwei auf dem Boden miteinander kämpfende Drittklässler. (Falls euer Kind Probleme mit Mobbing hat, findet ihr hier einen sehr hilfreichen Beitrag von mir).
Die Schule ist weiblich – was macht das mit unseren Söhnen?
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Welche Erfahrungen habt ihr mit euren Jungen in der Schule gemacht? Ich freue mich auf eure Kommentare!
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